Sonntag, 9. November 2014

Biermann macht sich lächerlich

Wolf Biermanns Auftritt vor dem deutschen Bundestag am Freitag ist vielfach kontrovers diskutiert worden. Die einen finden, er sei unhöflich gewesen, die anderen sind der Ansicht, er habe genau das Richtige gesagt. Ich finde: Biermann macht sich lächerlich.

Liedermacher Biermann
Wolf Biermann hat schon als Liedermacher in der DDR kein Blatt vor den Mund genommen (was ihm ja letztendlich auch die Ausbürgerung einbrachte), aber sein Verhalten während der Gedenkstunde zu 25 Jahren Mauerfall kam dennoch überraschend. Er setzte sich über den Hinweis von Bundestagspräsident Norbert Lammert hinweg, er sei zum Singen eingeladen worden und könne im Bundestag reden, wenn er gewählt sei, und kritisierte dann die Linksfraktion als "Reste" einer "Drachenbrut" die verurteilt sei, sich seine Kritik anzuhören.

Für seinen Auftritt hat Biermann Lob, aber vor allem auch Kritik erhalten. Vielen Kommentatoren missfiel es, dass er seinen Auftritt als Bühne für die Kritik an der Linken nutzte, obwohl Lammert ihn gebeten hatte, dies zu unterlassen. Zurecht, sein Auftritt war unpassend und unhöflich.
Viel entscheidender ist aber: Biermanns Kritik ist inhaltlich falsch.

Natürlich ist Biermann als in der DDR politisch verfolgter quasi "vorbelastet". Aber Tatsache ist, dass die heutige Linkspartei nur noch wenig mit dem Regime der DDR zu tun hat. Und das sowohl personell (die Bundesvorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger waren zum Zeitpunkt des Mauerfalls elf Jahre alt bzw. arbeiteten als Betriebsrat, Gregor Gysi war zwar Mitglied der SED, trat aber politisch erst wirklich in Erscheinung, als die DDR schon zugrunde ging), als auch inhaltlich.
Biermanns Kritik scheint daher eher verzweifelt und wirkt - bei allem Respekt - eher wie die Anfeindung eines alten Mannes, der nicht weiß, an wen er sie richten soll. Schade, dass nach Bundespräsident Joachim Gauck schon wieder ein verdienter Oppositioneller der DDR die Linkspartei dafür in Frage stellt, was in der DDR an Unrecht geschehen ist.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob sich Die Linke genügend von ihrer politischen Vergangenheit distanziert hat. Sie ist aber wohl eindeutig mehr als nur der Rest einer Drachenbrut. Dafür hat sie zu wenig mit der ehemaligen SED gemeinsam.
Wolf Biermann hat das wohl noch nicht mitbekommen. Zumal er damit ja prinzipiell ja auch alle Wähler der Linken angeht.

Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wolf_Biermann_Lauter_Lyrik.jpg?uselang=de

Montag, 1. September 2014

Das geht doch nicht: Waffenlieferungen...und das ohne Bundestag...

Seit gestern Abend ist es offiziell: Die Bundesregierung hat grünes Licht für Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak gegeben, unter anderem 500 Panzerabwehrraketen und 16.000 Sturmgewehre. Heute hat auch der Bundestag symbolisch "zugestimmt". Doch die Lieferungen werden der Region wohl kaum helfen, zu Ruhe und Stabilität zu finden.

Natürlich könnten die Waffen den kurdischen Kämpfern helfen, den Islamischen Staat zu bekämpfen. Um diese hochgerüstete und hochmotivierte Armee jedoch tatsächlich in die Schranken zu weisen, werden diese Waffen wohl kaum ausreichen. Experten sind sogar der Ansicht, es sei ein "echter" Militäreinsatz vonnöten, um den IS zu vernichten. Dieser wird natürlich nur schwer zu realisieren sein, auch wenn die Amerikaner ja bereits Luftangriffe im Irak geflogen haben.
Kurdische Peschmerga-Kämpfer
Die Lieferungen an die Kurden sind aber auch gefährlich. Denn natürlich kochen die ihr eigenes Süppchen, und die Waffen lassen sich auch bei der Durchsetzung eines eigenen Kurdenstaates verwenden. Die Kurden sind aktuell der sicherste Partner, aber wie lange noch? Sind sie das auch noch in zehn Jahren?

Dazu kommt eine absolut zynische Haltung der Bundesregierung zum Thema Waffenlieferungen: Erstens handeln sie hier gegen das Volk, das nach aktuellen Umfragen die Waffenlieferungen ablehnt. Zweitens handeln sie eigenmächtig. Es ist zwar offenbar rechtskonform, die Waffen ohne Zustimmung des Parlamentes zu liefern, doch es kommt einer Entmachtung des Bundestages gleich, wenn die Regierung sich gnädigerweise dazu herablässt, die Volksvertreter abstimmen zu lassen und ihre Meinung zu sagen, sich aber einen feuchten Kehricht darum schert, was bei der Abstimmung herauskommt. Drittens liefert sie die Waffen an die Kurden, bietet ihnen Crashkurse in deren Benutzung und lässt sie dann in unserem Namen kämpfen, ohne sich selbst die Finger schmutzig machen zu müssen. Viertens handelt die Bundesregierung in dem Bewusstsein, dass es zu Racheakten des IS auch in Deutschland kommen könnte, weil wir die Kurden jetzt unterstützen. Merkel sagt, unsere Sicherheit sei betroffen. Ja, und das wird nicht gerade verbessert, wenn wir die unmittelbaren Gegner des IS bewaffnen.

Es ist klar: Die Waffenlieferungen schaden uns nur. Vielleicht, wirklich nur vielleicht macht sogar ein internationaler Militäreinsatz mehr Sinn, auch wenn wir uns dann wieder im Krieg befinden würden.

Bildlizenz: „Peshmerga on a T-55-Tank outside Kirkuk in Iraq.“ von Boris Niehaus - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Peshmerga_on_a_T-55-Tank_outside_Kirkuk_in_Iraq..jpg#mediaviewer/Datei:Peshmerga_on_a_T-55-Tank_outside_Kirkuk_in_Iraq..jpg

Samstag, 26. Juli 2014

Ein paar Worte zur Ukrainekrise

Buk-Raketen
Der Abschuss der Boeing 777 von Flug 17 von Malaysia Airlines mit 298 Toten hat den Konflikt in der Ostukraine auf ein bisher unbekanntes Maß verschärft, die Fronten sind verhärtet. Es gilt nun, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Das erste, was zu tun ist, ist den Absturz der Maschine und seine Ursachen zu klären, und zwar von einer unabhängigen Partei. Es steht zu hoffen, dass die Seperatisten diese Arbeit nicht weiter behindern, und dass alle Opfer in die Niederlande überführt werden können.
Dann muss die Schuldfrage geklärt werden. Auch wenn Jakob Augstein der Meinung ist, die Frage nach der Schuld sei nicht relevant. Es gibt 298 Gründe, die Schuldfrage zu klären.

Putin ist (noch) nicht der Schuldige
Die westlichen Staaten sollten davon absehen, den Schuldigen in Putin zu sehen. Nach derzeitigen Erkenntnissen wurde die Maschine wohl von den Seperatisten abgefeuert. Primär ist Putin also nicht der Schuldige. Sollte sich natürlich herausstellen, dass die Buk-Systeme durch Russland an die Rebellen gelangt sind, hat Putin natürlich eine Mitschuld. Doch dies wird sich erst in durch die Ermittlungen herausstellen. Derzeit ist ja noch nicht einmal klar, ob es sich um Raketensysteme dieser Art handelt und ob die Rebellen in der Lage sind, diese überhaupt zu bedienen. 
Dass die Untersuchung jetzt unter der Leitung der Niederlande steht, ist erstens legitim, weil die Niederländer die meisten Opfer zu beklagen haben, und zweitens sinnvoll, weil die Niederlande aufgrund der Tatsache, dass sie bisher nicht unmittelbar in den Konflikt involviert waren, hoffentlich neutral und unbefangen ermitteln werden.

Die richtigen Schlüsse
Wichtig ist, die Lage nun sachlich zu beurteilen und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Leider macht unsere Politik nun das Gegenteil, indem sie die Sanktionen gegen Russland verschärft. Diese Reaktion ist völlig übereilt, denn schließlich ist noch überhaupt nicht geklärt, ob und inwiefern Russland Verantwortung an dieser Tragödie trägt. Europa verhängt also Sanktionen auf Verdacht. Das ist nicht nur gefährlich (Putin antwortet bereits mit entsprechenden Gegenmaßnahmen), es widerspricht auch westlichen Grundsätzen von Gerichtsbarkeit und Unschuldsvermutung. Die Verhängung von Sanktionen hat eher etwas von Rache.
Besser wäre es, zu warten, bis erste Ergebnisse feststehen. Sollte sich dann herausstellen, dass Russland tatsächlich Anteil an dem Unglück hat, sind Sanktionen selbstverständlich legitim.
Abseits einer "Bestrafung" Russlands sollte dafür gesorgt werden, die Lage in der Ukraine, nicht nur im Sepreratistengebiet, zu kontrollieren und die Verhältnisse zu verbessern. 
Von humanitärer Hilfe über die Entsendung von Wahlbeobachtern bis hin zu einer UN-Friedensmission  als letztem Mittel bieten sich der Politik zahlreiche Möglichkeiten, wobei es zu letzterem aufgrund von Russlands Vetorecht wohl kaum kommen wird.

Schuld und Konsequenzen
Die Verantwortlichen, ob jetzt seiten Russlands oder unter den Seperatisten müssen zur Verantwortung gezogen werden. Im Zweifel auch vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Aber eben erst nach einer Aufklärung des Absturzes. Bis dahin sollten aber alle Beteiligten, seien es jetzt die EU, die Amerikaner, die Russen, die Rebellen oder die ukrainische Regierung, versucht sein, die Lage nicht eskalieren zu lassen. Sonst rutscht die Welt in eine Art Stellvertreterkrieg zwischen Ost und West, und ein Krieg kann niemandem nützen.

Bildlizenz:
Buk-M1-2 9A310M1-2“ von .:Ajvol:. - Eigenes Werk. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Neues vom Netz: Wie Pilze aus dem Boden

Es geht um Mode, um Beauty, um Sprüche, um Lifestile. Das alles verpackt in quadratischen Fotos. Derzeit scheinen sogenannte 'Mädchenkram'-Seiten wie Pilze aus dem Boden zu schießen.

Junge Mädchen, manchmal alleine, gelegentlich auch zu zweit, starten auf Instagram, Hipster-Mekka und Ort der schnell geteilten Fotos mit coolen Effekten, eigene Seiten, die alle nach dem gleichen Schema aufgebaut sind: Mehrmals pro Woche werden dort Bilder gepostet, sie zeigen Nagellack in den Farben des Sommers, eine Markenhandtasche, ein tolles Paar Schuhe, Bilder von Essen, aber eher von Obstsalat als von Grillsteaks und Bacon. Daneben findet man die 'berüchtigten' Bilder mit mehr oder minder tiefgründigen Sprüchen, das ein oder andere Selfie oder ein Beauty-Tipp ist auch mal dabei.

Allein in Deutschland gibt es längst dutzende dieser Seiten, sie alle sind sich mehr oder minder ähnlich. Erste Ableger finden sich auch für das männliche Geschlecht.
Der Trend gleicht der Welle von Hunderten junger deutscher Let's-Player , die vor drei bis zwei Jahren ihr Glück auf YouTube versuchten, angeregt von großen Vorreitern wie Gronkh, der es mittlerweile zum erfolgreichsten deutschen YouTuber geschafft hat. 
Im Gegensatz zu den Gamern, die meist den Traum hatten, von YouTube Leben zu können, geht es den Mädchen auf Instagram nicht um Geld. Das kann man auf Instagram so gut wie gar nicht verdienen. Es geht um Likes, Follower, Aufmerksamkeit.
Typisches 'Mädchenkram'-Profil

Liest man sich die Profile durch, stehen dort oft Ziele: 500 Abonnenten am Anfang, später 2000 oder 5000. Der Traum von ein wenig 'Prominenz' im Internet, von der  Welt der Mode und der High Society scheint durch.
Der Weg zu mehr Abonnenten ist immer gleich: In den Kommentaren von Posts erfolgreicher Profile wird geworben: 'Schaut doch mal bei uns vorbei...', 'Liked mein letztes Bild und ich like fünf von Euch', 'Follow for Follow :)'.
Der bescheidene Erfolg gibt den Leuten hinter den Profilen recht: Nutzerin itscaroo bezieht sich zwar nicht explizit auf die Mädchenkram-Schiene, haut aber in eine ähnliche Kerbe und bringt es auf rund 224.000 Abonnenten.


Was man von dem Erfolg hat, muss wohl jeder selber wissen. Im Gegensatz zur erwähnten Let's-Play-Welle ist die Gefahr, nur noch in der virtuellen Welt zu leben, jedenfalls deutlich kleiner, denn im Gegensatz zu mehreren Stunden zocken am Tag reicht ein schnelles Foto von der neuen Halskette. Viel weniger Zeitaufwand also.
Bald wird der 'Markt' für solche Seiten gesättigt sein, vielleicht werden einige Firmen die Prominenz für ihre Zwecke nutzen. Der Trend der Instagram-'Mädchenkram'-Seiten wird jedenfalls bald zu Ende sein. Mal schauen, was dann kommt.

Mittwoch, 9. Juli 2014

Album-Meilenstein: Oasis - Familiar to Millions

Hier ist es. Mein erstes Review in der Rubrik 'Meilenstein', in der ich wöchentlich Musikalben vorstelle, die ich als herausragend erachte.
Was lag da näher, als mir das Album herauszusuchen, dass in meiner Anlage derzeit rauf und runter läuft: 
Oasis - Familiar to Millions.

Liest man sich den Wikipedia-Artikel durch, stößt man an dessen Ende auf eine Kritik auf laut.de mit der Bewertung 2/5 Sternen.
Der Verfasser zeigt sich enttäuscht über die Qualität des Albums und schreibt im Schluss:  
    
      Fazit: noch nie zuvor wurde ein "Leck mich am Arsch" perfekter vertont.


Er meint es negativ, ich meine es positiv und beziehe es vor allem auf Liam, doch dazu später mehr.

Zunächst der Reihe nach: Das Konzert beginnt, Überraschung, mit dem Intro. Es ist zufällig das gleiche wie auf Standing on The Shoulder of Giants
Nettes Ding, doch leider mit zwei Schwachpunkten. Erstens: Das Ding läuft vom Band. Bei den früheren Oasis-Konzerten wurde das Intro noch live eingespielt. Zweitens: Ich finde The Swamp Song besser als Fuckin' in The Bushes.
Dann geht das eigentliche Konzert los: Die Band betritt die Bühne, Liam beleidigt das Publikum. Nicht unbedingt nett, aber das gehört nun mal zu einem guten Oasis-Konzert dazu.


Bereits die ersten Akkorde von Go let it Out legen die Marschrichtung für das gesamte Konzert fest: Die Gitarren sind elektrisch statt akustisch, und sie klingen fett. Richtig fett. Niemals habe ich so eine Wall of Sound erleben dürfen.
Mit dem Singen hält sich Liam dezent zurück. Stattdessen rotzt er die Vocals eher ins Mikro, und das hört sich irgendwie toll an und es ist genau die vom Rezensenten angeprangerte Vertonung von 'Leck mich am Arsch'. 
Mag nicht jeder toll finden, aber ich finde es großartig.
Mit Who feels Love? geht es munter weiter, auch hier werden Akustik- durch E-Gitarren ersetzt, auch hier klingt es gut. 
Liam sabbelt dann wieder unverständliche Worte ins Mikro, und mit Supersonic steht dann der erste Klassiker auf der Setlist. Und mir ist keine annähernd so gute Liveversion dieses Liedes bekannt. Da passt einfach alles.
Shakermaker folgt darauf und steht dem in nichts nach.

Acquiesce ist ganz okay, aber mehr auch nicht. Beide Gallaghers haben bei diesem Lied schon bessere Gesangsleistungen abgerufen. Sei's drum.
Bei Step Out übernimmt Noel zum ersten Mal den Lead-Gesang. Routiniert und weit besser als im Lied zuvor. 
Dann folgt mit Gas Panic! wieder ein neuer Song, und auch hier singt Liam weniger als dass er die Töne ins Mikrofon presst, und an wenigen Stellen passt dies so gut wie in diesem Song. Noel verliert sich am Ende ein wenig in Gitarren-Geschwurbel, aber ansonsten eine ganz starke Leistung.
Roll With It und Stand by me werden dann ebenso routiniert und ordentlich 'heruntergespielt' wie Step Out.

CD-Wechsel. Wonderwall ist an der Reihe. Auch hier wird auf irgendwelche akustischen Elemente verzichtet, auch die Streicher im Original fallen der Wall of Sound zum Opfer.  Klingt trotzdem gut.
Der Gesang wir an dieser Stelle durch die Aufnahmen eines anderen Konzertes ersetzt, denn wie auf der DVD zu erkennen ist, hat Liam hier mehr beleidigt als gesungen. Gut, dass das bereinigt wurde.
Es folgt Cigarettes & Alcohol. Das Lied selbst ebenfalls routiniert und nicht außergewöhnlich, beginnt aber mit einer schönen Zurschaustellung des Girartensounds. Nett!


Dann wieder zwei absolute Höhepunkte: Noel Gallagher läuft in  Don’t Look Back in Anger zunächst zur Höchstform auf und lässt dann das Publikum den Refrain singen, was die 70.000 Zuschauer auch ausgiebig nutzen. Selten ein Publikum so laut (und auch noch richtig und im Takt) mitsingen hören. Gänsehaut!
Nach weiteren kurzen Geschwätz folgt Live Forever, und diese Performance ist mehr als nur ein Höhepunkt. Es ist eine der besten Aufnahmen, die ich je gehört habe. Und das liegt vor allem an Liams Gesang. Manche mögen die Art, wie er dieses Lied singt, zum Schreien finden, ich finde sie zum Niederknien. Gänsehaut hoch zehn!

Dem doppelten Klimax folgt der Absturz: Das Neil Young-Cover Hey Hey, My My wirkt irgendwie deplatziert. Sorry, damit kann ich nichts anfangen...
Champagne Supernova klingt da schon wieder viel besser. Nicht ganz perfekt, aber doch großartig.
Mit Rock ’n’ Roll Star findet die Veranstaltung dann ihren wahrhaft krönenden Abschluss. Geniales Lied, genial performed. 
Nach reichlich Applaus gibt's dann noch ein Cover von Helter Skelter als Bonus. Braucht kein Mensch, aber einem geschenkten Gaul schaut man ja nicht ins Maul.


Familiar to Millions ist zum großen Teil eine wahre Two-Man-Show der Gebrüder Gallagher. Der Rest der Band bleibt wie üblich über weite Strecken dezent im Hintergrund, aber Noel und Liam sind (weitgehend) glänzend aufgelegt.
Mag sein, dass die Oasis-Konzerte wie an der Maine Road oder in Knebworth 1996 eher einen Legendenstatus haben. Aber Familiar to Millions für mich das ultimative Oasis-Konzert.
Die musikgewordene Mittelfinger-Attitüde. Oder die perfekte Vertonung von "Leck mich am Arsch".



Das Album auf | Spotify | Amazon (CD) 

Montag, 7. Juli 2014

Ein paar Worte zum Mindestlohn

Jetzt ist er da -  der Bundestag hat nach langem Ringen den Mindestlohn verabschiedet. Endlich. Ab 2015 bekommt jeder Arbeitnehmer in Deutschland 8,50 Euro pro Stunde. Egal wo, egal wer. Zumindest fast. Grund genug, mal ein paar Worte zu diesem möglicherweise historischen Schritt zu verlieren...


Das Wichtigste zuerst: Der Mindestlohn ist eine absolut richtige Entscheidung. Mit der Einführung einer gesetzlich festgelegten Lohnuntergrenze ist es jedem Arbeitnehmer möglich, einen Verdienst zu erhalten, der seiner Arbeit auch würdig ist. Ob dieser Lohn ausreicht, um eine Familie zu ernähren, und ob das Kalkül
Mindestlohn   höhere Konsumausgaben   steigende Umsätze   Ausgleich der höheren Lohnkosten
tatsächlich aufgeht, oder ob die Unternehmen am Ende höhere Kosten haben und die Arbeitslosenzahlen dadurch steigen, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Im Zweifel hat aber der Staat Möglichkeiten, in diese Entwicklungen einzugreifen. Ein Lohnplus von einem Euro kostet ein Unternehmen etwas weniger als 2000 Euro pro Mitarbeiter und Jahr, vermutlich werden also vor allem kleinere Unternehmen von diesem Problem betroffen sein, sofern es auftritt.

In jedem Fall unterbindet der Mindestlohn aber skandalöse Unternehmenspraktiken wie Jobs, die zusätzlich noch mit Hartz IV aufgestockt werden müssen und mit denen der Steuerzahler die Unternehmen ungewollt und quasi illegal subventioniert. Ab sofort ist jedes Unternehmen gezwungen, einen Mindestlohn zu bezahlen, sofern dies noch nicht durch gesonderte Tarifverträge geregelt ist. Bleibt zu hoffen, dass die staatlichen Kontrollmaßnahmen ausreichen, die dies garantieren. Die geplante Einstellung neuer Kontrolleure beim Deutschen Zoll ist dabei zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Ebenso ist zu hoffen, dass die gesetzlichen Regelungen so deutlich sind, dass sie keinerlei Schlupflöcher bieten.

Apropos Schlupflöcher: Leider hat auch der Mindestlohn seine "Schattenseiten"... Die liegen in den Ausnahmen, die er macht. Warum sollen Erntehelfer, die definitiv einer der körperlich anstrengendsten Tätigkeiten nachgehen, nicht auch 8,50 Euro pro Stunde verdienen? Gleiches gilt für Zeitungsausträger. Zwar gibt es für beide Branchen Übergangsfristen, aber warum sollen nicht auch diese Beschäftigten ab sofort das Gleiche verdienen, wie Arbeiter in anderen Branchen auch?
Noch schlimmer hat es die Langzeitarbeitslosen und Jugendliche unter achtzehn Jahren erwischt. Dadurch, dass die Regelung für beide nicht gilt (für Langzeitarbeitslose zumindest in den ersten sechs Monaten), profitieren sie nicht von den neuen Regelungen. Im Prinzip werden sie unter diesem Aspekt also wie Menschen zweiter Klasse behandelt.

Zum Abschluss noch einige Anmerkungen zur Praktikanten-Regelung: In Praktika, die nur kürzere Zeiträume erfassen, gilt der Mindestlohn nicht. Aus zweierlei Gründen ist diese Entscheidung begrüßenswert.
Zum Einen ist es für ein Unternehmen absolut legitim, einen Praktikanten nicht in gleicher Höhe zu bezahlen wie einen "normalen" Mitarbeiter. Praktikanten benötigen Einarbeitung und Aufsicht und bringen nicht die gleiche Leistung wie ein vollwertiger Angestellter. Sofern das Praktikum länger dauert und sich der Praktikant im Unternehmen voll einbringen kann, muss auch hier ein Mindestlohn gewährleistet sein.
Zum Anderen besteht die Möglichkeit, dass Unternehmen deutlich weniger Praktikanten annehmen, sollten sie sie vollständig bezahlen müssen. Ob den Unternehmen tatsächlich ein wirtschaftlicher Schaden entstehen könnte oder ob es sich um eine Ausrede handelt, sei mal dahingestellt. Aber besser ein schlecht bezahltes Praktikum als überhaupt keine Praktikantenstellen mehr.

Bildlquelle:
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Sonntag, 6. Juli 2014

Das geht doch nicht!: 007 im Untersuchungsausschuss

Die neue BND-Zentrale in Berlin
Es ist ja schon schlimm genug, dass unsere gesamte Kommunikation von den Leuten der NSA und deren Kumpanen abgehört wird. Dass dabei der BND fleißig mitmacht und der Generalbundesanwalt es nicht für nötig hält, Ermittlungen in mehr Fällen als nur in dem der Kanzlerin einzuleiten, das alles ist schon mehr als genug Stoff für zehn Folgen Das geht doch nicht!

Und jetzt auch noch der Untersuchungsausschuss...erst weigert man sich, den Kronzeugen im größten Spionageskandal aller Zeiten zu befragen, dann verbietet die Bundesregierung die Einsicht in wichtige Akten. Und jetzt wurde bekannt, dass der Ausschuss quasi unterwandert wurde von einem BND-Mitarbeiter, der seine Informationen gegen Geld an die Amerikaner weitergegeben haben soll. 
Ein Spion also. Ein Doppelagent genaugenommen. In guter alter 007-Manier. Bond wäre stolz gewesen.

Und wir haben den nächsten Skandal im Skandal.

Warum schaffen es die Vertreter des deutschen Volkes nicht, eine Untersuchung gegen die Amerikaner zu führen, ohne sogar dort von ihnen behelligt zu werden?
Wie kann es sein, dass der ein einfacher Mitarbeiter des BND unbehelligt an Akten kommt, die den Untersuchungsausschuss betreffen? Und wie kann er diese an die Amerikaner weitergeben, ohne dass es jemand merkt? Warum fliegt das alles erst auf, als er versucht, die Dokumente auch an die Russen zu verkaufen?
Hat man aus der Spionageaffähre überhaupt nichts gelernt?

Der Ausschuss sollte schnellstmöglich Aufklärung betreiben und dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Und dann seine Arbeit endlich fortsetzen.
Vielleicht ja auch mit Edward Snowden.


Genug aufgeregt. Ich frage mich nur noch, wann dieser Skandal wohl verfilmt wird...Daniel Craig wäre doch super als BND-Mitarbeiter...

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Simon - Pierre Krautkrämer
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